Antidiskriminierungsnewsletter 05/2021

Antidiskriminierungsnewsletter Netzwerk RESPEKT. Für Teilhabe und gegen Diskriminierung 05/2021

 

Rückblicke:

06.05. – Jahresbericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes veröffentlicht

Beratungsanfragen legten in 2020 um 78% zu. Diese und mehr Zahlen und Fakten zum Jahr 2020 findest du hier im vollständigen Bericht.

06.05. – Ableistischer Mordanschlag

„Anfang Mai wurden 4 Menschen mit Behinderung in ihrem Zuhause getötet. Heute hört man nichts mehr davon. In den Medien wurde von ‚Überforderung‘ und ‚Erlösung‘ gesprochen. Wir gedenken 4 Menschen. Es gibt keinen berechtigten Grund für Mord.“ (Zitat @fraugehlhaar auf Instagram).

Mehr Informationen über das Geschehen und die Kritik an der in weiten Teilen ableistischen Berichterstattung findest du hier.

07.05. – Verabschiedung Gesetz zur Regelung des Erscheinungsbildes von Beamtinnen und Beamten

Ursprünglich gedacht, um gegen Menschen mit rechtsextremen Tätowierungen vorgehen zu können, ermöglicht dieses Gesetz nun auch Gebote zur Kleiderordnung von Beamt*innen, einschließlich Lehrer*innen und Polizist*innen. Befürchtet werden Verordnungen, die Beamt*innen das Tragen eines Kopftuchs, einer Kippa oder eines Dastars verbieten. Die Stimmen von aktuell knapp 200.000 Menschen, die eine Petition gegen das „Kopftuchverbot“ unterschrieben haben, fanden am Freitag, dem 07.05. im Bundesrat wenig Beachtung.

15.05. – IDAHOBIT (Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie)

International wurde sich an diesem Tag gegen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität eingesetzt. In Deutschland wurde unter anderem gefordert, das Grundgesetz im Artikel 3 GG um den Schutz der sexuellen Identität zu erweitern. Begründet wird dies auch damit, dass die Betroffenen die einzige Opfergruppe des Nationalsozialismus sind, die bisher nicht grundgesetzlich geschützt sind.

In Stendal konnte trotz Regen und Pandemie eine Veranstaltung zum IDAHOBIT stattfinden. Hier findest du eine Pressemitteilung (.  ) und hier ein Zusammenschnitt mit einigen Eindrücken.

https://www.facebook.com/LSVDSachsenAnhalt/posts/4539658699382260

15.05. – Aktionstag gegen Paragraf 218

Dieses Jahr wurde der Paragraf 218 des restriktiven Abtreibungsgesetztes in Deutschland 150 Jahre alt. Das Gesetz nimmt Schwangeren ihre Selbstbestimmung und kriminalisiert Schwangerschaftsabbrüche. Pandemiebedingt hat sich die Lage verschärft: Menschen, die einen Abbruch brauchen verlieren wertvolle Zeit. Initiativen setzen sich für sichere, kostenfrei Abtreibung, sexuelle Bildung und das Recht über den eigenen Körper zu bestimmen ein.

 18.05. – Diversity Tag

Der von der Charta der Vielfalt ins Leben gerufene Aktionstag betrifft die Vielfalt in Unternehmen und Organisationen. Hier findest du einen Überblick über vergangene und zukünftige relevante Aktionen.

25.05. – Ein Jahr nach dem Mord an George Floyd

„Black Lifes still matter“. George Floyd wurde am 25.05. nicht nur als Opfer und seinem Tod als Auslöser eines weltweiten Protests erinnert, sondern auch als Vater, Bruder und Freund.

Aktuell ist wieder eine Aktivistin in Lebensgefahr. Der Britin Sasha Johnson befindet sich nach einem Kopfschuss am 24.05. immer noch in kritischem Zustand. Die Ermittlungen zur Tat und zum Motiv laufen.

 28.05. – Menstrual Hygiene Day

Viva con Agua hat zu diesem Aktionstag rund um das Thema Menstruation und Menstruationshygiene ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt um einen positiven Aktivismus und eine positive Debatte rund um ein leider immer noch tabuisiertes und stigmatisiertes Thema zu ermöglichen. Einen Überblick über Themen, Vortragende und beteiligte Vereine findest du hier.

 

Aktuelles:

Antiasiatischer Rassismus in der Corona-Pandemie

Der Mediendienst für Integration veröffentlicht in der Studie „Soziale Kohäsion in Krisenzeiten – die Corona-Pandemie und anti-asiatischer Rassismus in Deutschland“ neue Daten. Rassismus gegenüber asiatisch gelesenen Menschen gehe in verschiedene Richtungen. Zum einen werden asiatisch gelesene Personen als „anders“ oder „gefährlich“ stigmatisiert. Beispielsweise wenn sie – wie in der Corona-Pandemie – für die Verbreitung von Krankheiten verantwortlich gemacht werden. Zum anderen gibt es das Narrativ der „fleißigen Vorzeige-Migrant*innen“. Aufgrund dieses Stereotyps wird asiatisch gelesenen Menschen häufig abgesprochen, überhaupt Rassismus zu erleben. Dennoch gibt jede zweite Person mit asiatischem Migrationshintergrund an, während der Pandemie Diskriminierungserfahrungen gemacht zu haben. Mehr Ergebnisse und konkrete Zahlen findest du hier.

„Wir lassen uns nicht trennen“ – ein offener Brief

Im Rahmen des Nahost-Konflikts und zusammenhängenden Gewaltausschreitungen in Deutschland positionieren sich jüdische und muslimische Organisationen gemeinsam: „Wir als jüdische, muslimische, jüdisch-muslimische Organisationen, Initiativen und Bündnisse, sowie Einrichtungen, die Räume für jüdisch-muslimische Begegnung geschaffen haben, schreiben diesen Offenen Brief, weil wir nicht hinnehmen, dass der Konflikt im Nahen Osten unser Zusammenleben und unsere politische und kulturelle Arbeit in Deutschland zerstört.“ Sie verurteilen Antisemitismus, sowie anti-muslimischen Rassismus und treten für mehr Raum für verschiedene Haltungen zum Nahost-Konflikt ein. Hier geht es zum ganzen Brief.

Gesetzesänderung zu mehr Selbstbestimmung für trans Menschen abgelehnt

Am 20.05. fand eine Anhörung über die Anträge zur Änderung der Gesetze über geschlechtliche und sexuelle Selbstbestimmung statt. Besonders ging es um das Transsexuellengesetz (TSG) von 1981. Die drei Anträge von Oppositionsfraktionen, welche eine Stärkung der sexuellen Selbstbestimmung vorschlugen, wurden abgelehnt. Mehr Informationen gibt es in diesem Artikel.

 

Ausblicke:

Juni – Pride Month

Am 1. Juni beginnt der LGBTIQ*-Community Pride Month. Am 28.06. ist der historische Christopher Street Day, Veranstaltungen an diesem Fest-, Gedenk- und Demonstrationstag finden aber an verschiedenen Tagen statt. Eine Übersicht findest du hier.

15.06. – Tag gegen die Misshandlung älterer Menschen

Altersmisshandlung kann physisch, emotional, sexuell, durch finanzielle Übergriffe oder Vernachlässigung stattfinden. Aufgedeckt werden kann sie, indem man verbunden bleibt, zuhört, sich informiert und Misshandlungen meldet. Mehr Informationen gibt es hier.

19.06. – Internationaler Tag der Bekämpfung sexueller Gewalt in Konflikten

Vergewaltigungen und andere sexuelle Straftaten werden in bewaffneten Auseinandersetzungen gezielt als Mittel der Kriegsführung eingesetzt. Der von den Vereinten Nationen ausgerufene Internationale Tag für die Beseitigung sexueller Gewalt in Konflikten macht auf dieses lange vernachlässigte Thema aufmerksam. Hier findest du einen Artikel der Bundeszentrale für politische Bildung zum Thema.

 

Empfehlungen:

 „Lass reden“

Die Seite der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat ein interaktives Spiel gestaltet, in der du dein Fingerspitzengefühl, deine Schlagfertigkeit und Argumente in fünf kurzen Levels testen kannst. Zum Beispiel zu den Themen Verschwörungserzählungen oder Konfrontation mit menschenverachtenden Aussagen. Probiere es aus unter: https://www.rosalux.de/lassreden/spielen/

 Was ist eigentlich Antifeminismus?

Ein organisiertes, politisches Eintreten gegen eine geschlechtergerechte Gesellschaft und dementsprechend für eine patriarchale Gesellschaft kann man als Antifeminismus bezeichnen. Man kann es auch als eine Ideologie oder Bewegung bezeichnen, die auf Heterosexismus aufbaut, Menschen kategorial nur in Männer und Frauen einteilt und daraus ein Sphärentrennung mit unterschiedlichen Zuständigkeitsbereichen ableitet. Frauen, die nicht in dieses Weltbild passen, sowie queere Personen, werden von Antifeminist*innen angefeindet und/oder in ihrer Existenz angegriffen. Wenn du mehr darüber wissen willst, kannst du dir diesen Podcast auf soundcloud oder spotify anhören.

 Aktion des Projekts Singfinger

Das Projekt Singfinger ist ein YouTube Kanal der auf fröhliche Art und Weise Lautsprach unterstützende Gebärden (LUG) in Form von Videos in der Gesellschaft verbreiten möchte. Durch LUG ist es möglich auch für hörende Menschen, welche Schwierigkeiten haben die Lautsprache zu nutzen, mit ihrer Umwelt in Kontakt zu treten. (LUG ist klar von der Deutschen Gebärdensprache (DGS) zu unterscheiden) Den Youtube-Kanal findet ihr hier.

Aktuell besteht die Möglichkeit bis zum 30.06 bei der Sendung mit der Maus im Rahmen eines neuen Liedes, das für Toleranz und Vielfalt steht, mitzumachen. Informationen findet ihr hier.

 

Danke, dass du den Antidiskriminierungsnewsletter liest! Ein guten Monat Juni wünscht dir das Team vom Netzwerk Respekt e.V.